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BYND

Konstantin Arnold

HABITUS

HABITUS

Gegenüber des Museo Calouste Gulbenkian, dem besten Museum mit dem besten Garten der Stadt, gibt es die besten grünen Oliven der Stadt. Steht man unmittelbar vor dem Haupteingang, begibt man sich einfach die zu großen Treppenstufen hinunter, biegt an der Hauptstraße nach rechts ab und verläuft sich von nun an, weil ich den Weg nicht weiter beschreiben möchte. Diese Oliven sind zu gut und zu billig und zu wenige, damit wir sie teilen könnten. Ich habe endlich Gold gefunden, nachdem ich mich bis zur Magenverstimmung durch die Tagesgerichte sämtlicher Tascas der Stadt gegessen habe. Der Stockfisch schlecht, die Chorizo zu fett oder einfach keine ansehnlichen Menüs, die von ansehnlichen Kellnerinnen transportiert werden. Und plötzlich stand sie da! Wie ein Eisbein in der Wüste. Einfach in das Erdgeschoss eines traditionellen Wohnhauses gezimmert. Grelles Licht, keinen Fernseher und eine riesige metallische Theke für sterile Stimmung, wie auf dem Operationstisch. Voller Fliesen. Noch ein paar ständig stehende Opas, die über Fußball reden und eine Zeitung vor sich liegen haben, weil neben Kaffee und Shamusa eben noch Platz ist. Gut geschlagenes Bifana mit Käse und Knoblauch und Piri-Piri, das du nur essen solltest, wenn du heute Abend nicht mehr küssen möchtest. Nicht zur Begrüßung, sondern so richtig, mit Zunge. Generell solltest du dich nach dem Mittag erst einmal hinlegen, weil du ein Kind aus drei Gängen mit dir rumträgst und wegen des Rotweins auf nüchternen Magen, etwas zu fröhlich für 14.30 Uhr bist. Aber keine Sorge! Carolina, eine 120 Kilo-Wirtin, die ihres Charakters nach zu urteilen jedoch ein absolutes Topmodel ist, pflegt zu sagen, dass jedes Essen erst durch Alkohol zu einer richtigen Mahlzeit wird. Also, verabschiede dich dankbar und versprich Carolina, dass du morgen unbedingt wiederkommen möchtest. Und dann, versuch dein Glück! Trau dich, finde dein Aschenputtel im Gastronomie-Gewerbe, von dem du selbst niemandem erzählen möchtest. Nicht einmal deinen Freunden. Ich finde, jeder sollte einmal alleine in einem solchen Restaurant gegessen haben, Mittag oder Abendbrot, ganz ohne Ablenkung auf das, was um dich herum passiert. Man muss die Wege dorthin nur kennen, um sich später über Umwege ärgern zu können. Und warum das ganze Essensgefasel? Weil man die Dinge leider nicht einfach so sagen kann. Man muss sie verpacken wie Weihnachtsgeschenke und verkaufen wie ein Marktschreier. Lieber zweimal lesen, als kein Mal. In irgendeinem sinnstiftenden Rahmen, in […]