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BYND

Konstantin Arnold

VISAVIS

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Nicht Almada. Und auch nicht Aroeira. Weiter Südlich und dann irgendwo dazwischen. Definitiv von der Küstenstraße irgendwann nach links, wenn man lange genug Richtung Äquator gefahren ist. Auf einen genauen Ort möchte ich mich ungern festlegen und wie lange wir dort bleiben werden, noch viel weniger. Mindestens bis wir herauszufinden, was diese Gegend im Innersten ausmacht und warum sie so voller Dinge ist, die man nur im Urlaub gut gebrauchen kann. Die meisten Geschäfte verkaufen Swimming Pools und Wohnwagen, Kaugummis und was man sonst noch an den Kassen von Geschäften findet, die Swimming Pools und Wohnwagen verkaufen. Überall stehen hohe Bäume unter die große Häuser passen. Pinien und Villen, wenn mich nicht alles täuscht. Die Nadeln sind grün, die Hauswände bunt. Wirklich! Ein Ort wie ein einsames kanadisches Bergdorf ohne Berge und kalifornische Straßen ohne kalifornischen Verkehr. Das Bifana ist billig und das Wetter ist gut. Die Deutschen sind wenig und alles ist so friedlich, dass man glauben könnte schlechte Nachrichten seien, an dem Ort der nicht mehr Almada und auch nicht Aroeira ist, verboten. Sogar die Sirene der Krankenwagen klingelt gelassen und freundlich, als ob sowieso alles gut werden wird! Die meisten Häuser stehen leer und alleine und warten darauf, im Sommer benutzt zu werden. Von den meisten ist es ein ganzes Stückchen zum Strand, mit dem Bus und einigen Schritten zu Fuß. Von den Wenigsten, wenige Minuten, egal wie. Es ist ein Nirgendwo im Irgendwo, an dem wir vielleicht schon längst vorbeigefahren sind, weil sich der Ort, der nicht Almada und auch nicht Aroeira ist, keinem Durchreisenden offenbaren möchte. Keinem Ankömmling um den Hals wirft und nicht mit einfachen Reizen lockt. Dieser Ort hat keine knallroten Lippen, keinen tiefen Ausschnitt und keine langen Beine, die durch hohe Stiefel, nackte Knie und kurze Röcke in drei dich wahnsinnig machende Drittel geteilt sind. Dieser Ort sitzt mit Spliss in Strickjacke und Khakijeans direkt vor deiner Nase und hat kein Problem damit, dass du durch ihn durchguckst, weil dein Blick von einem dahinter sitzenden Drittel angezogen wird. Man kann seine Schönheit sehen, wie man die Stille hören kann. Nämlich gar nicht, wenn alles um dich herum nach Aufmerksamkeit giert! Eine Gegend, die alles sein kann, was man sie sein lassen möchte. Weil es keine Ortschilder gibt, noch keine Erinnerungen und Erfahrungen, die alles Mögliche in eine Schublade stopfen wollen, für die sie viel zu groß oder zu klein sind. Wir könnten den ganzen Tag vergessen, was wir eigentlich vorhatten und in Gedanken so von einem leerstehenden Haus ins nächste ziehen. Aus ihnen Luftschlösser machen, in denen Pina Colada fließt und Zigaretten umsonst sind. In einem fernen Land in dem Erfüllung in Orangen an Bäumen wächst, ohne Steuerpflicht und Zahnärzte. Wenn der Sommer dann wirklich kommt, im März, kannst du dich am Strand im Sand suhlen, bis die Haut rein wird und die Sauerei dann im Meer einfach wieder abspülen. Wer in diesem großen Dorfe oder dieser kleinen Stadt eine schöne Portugiesin sitzen hat, sollte das zusammen mit ihr tun. Portugiesinnen lieben Sand und Sauereien, die man danach einfach wieder abspülen kann. Nach […]