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BYND

Konstantin Arnold

KAVALIER

KAVALIER

Mir ist das Ansprechen vergangen. Das Überzeugen, das Begeistern und sogar die, die dort drüben im senfgelben Pulli steht. Mir sind die Worte ausgegangen. Einfach alle verbraucht. Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als bis zum Frühling mit Mantel in der Ecke zu stehen und an meinem Cognac zu nippen. Nicht zu schnell, denn noch einen kann ich mir nicht leisten. Entschuldigung, hättest du vielleicht eine Zigarette? Keine Sorge, diese Worte habe ich noch zu genüge auf Halde. Für die zu langen Nächte in kurzen Geschichten. Für zu viel getrunken, für zu viel geraucht. Für zu viel von zu vielem, nur eben zu wenig geschlafen. Eine ganze Generation voll bis unters Dach, bis genug zu viel ist oder die Kopfschmerzen länger bleiben, als einen einzigen Vormittag. Ich will nicht schneller reden, als meine Taten sprechen könnten, nichts vom Krieg erzählen, nichts klarstellen, obwohl es gar nichts zu sagen gibt. Nur, was sollte ich sonst tun, wenn ich nicht tanzen möchte? Nicht, dass ich nicht tanzen würde, aber ich entscheide mich eben ganz bewusst, es nicht zu tun. Sollten Männer überhaupt Tanzen? Natürlich, aber dann ganz oder gar nicht! Nicht zu irgendeinem Lied, mit irgendeiner Frau an genau diesem Ort. Sondern zu genau diesem Lied, mit genau dieser Frau an irgendeinem Ort. Nur, weil man gerade nichts Besseres zu tun hat oder es einfach nicht aushält, die eigenen Waden für ein paar Minuten stillzuhalten. Überall Gemenge. Portugiesisches Gelächter in hohen Räumen voller Tradition und jungem Putz. Musik, die klingt wie eine frivole Ode, in der alle einfach nur mittanzen. Schau genau hin, Herrgott, sieht das doof aus. So ungefühlt und unecht. So scheiße ich kann den Text nicht, will meine Lippen aber trotzdem bewegen. Dann noch Arsch an Schwanz, weit vor Mitternacht und Wortfetzen, die man nicht verstehen muss, um sie waden-wippend in den Gehörgang des Weibchens zu prügeln. Männer begehren und Frauen begehren die Begierde des Mannes, aber nehmt euch doch ein Zimmer, oder einfach einen Hocker an der Bar. Redet über die Mitesser, die hinter teurem Makeup liegen. Das Wetter wäre auch ein Thema. Immerhin baue ich mittlerweile eher auf den Sommer, als auf portugiesische […]